© Marc Lins
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Pferdepraxis Griss

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Sede
Rankweil
Anno
2014

Robust, erdverbunden und zugleich auf subtile Weise erhaben steht die Pferdepraxis an der Schnittstelle zwischen dem südwestlichen Siedlungsrand von Rankweil und dem offenen Rheintal. Am Horizont recken sich die schroffen Gipfel des Appenzeller Alpsteinmassiv in den Himmel.
Der klar geschnittene Baukörper aus grob geschaltem Stahlbeton und unbehandeltem Holz beherbergt sowohl Mensch als auch Tier. Unter einem Dach werden eine Arztwohnung und eine Praxis samt Apotheke, Behandlungsräumen, Labor und Stallungen derart funktional zueinander in Beziehung gesetzt, dass Privatbereiche und öffentlich ausgerichtete Räumlichkeiten problemlos koexistieren können. Ein fein abgestimmtes Zusammenspiel zwischen Arbeiten und Wohnen, ein Ort des Werkens und Wohlfühlens, zweckmäßig und behaglich zugleich.
Um das vielfältige Raumprogramm auf einem Geschoss und einer Grundfläche von 27 mal 19 Metern zu strukturieren und dennoch als Einheit umzusetzen, hat man sich am Prinzip des Pavillons orientiert. Eine Bodenplatte, eine ident große Stahlbetondecke und vier massive, spannungsvoll zueinander gedrehte Wandscheiben bilden die tragende Struktur des Bauwerks. Die teilweise zurückgesetzte Fassade besteht aus Rahmenelementen aus Fichtenholz. Raumhohe Fenster unterbrechen rhythmisch die geschlossenen Flächen. Ganz ähnlich wie beim beherrschenden Hoftyp der Region, dem Rheintalhaus, wird auch bei der Pferdepraxis das „Wirtschaftsgebäude“ durch eine Art Tenne vom Wohntrakt getrennt: Ein geschützter Außenraum und gebauter Leerraum, der auch als Lagerstätte für Geräte und Futter dient.
Unaufgeregt klar in Formensprache und Materialwahl präsentieren sich auch die Innenräume der Pferdepraxis. Die Klienten und deren edle Vierbeiner betreten das von der Straße zurückgesetzte Gebäude im Norden. Das große geöffnete Schiebetor, das sich nicht von der Fassade abhebt, gibt den Blick frei in das Zentrum der Pferdepraxis: den sogenannten Untersuchungsraum. Dieser gruppiert alle anderen Praxisbereiche um sich. Unmittelbar dahinter liegen der Operationsraum und die Narkosebox. Ostseitig angesiedelt ist der Apotheken-, Labor- und Bürobereich, welcher auch von außen erschlossen ist. Fußboden, Möbel und einzelne Wandflächen sind hier allesamt aus Weißtanne, die mit ihrer warmen und weichen Wirkung einen reizvollen Kontrast zum kühlen und harten Sichtbeton bildet. Die drei Außenboxen orientieren sich nach Westen - hin zu den weiten Wiesenflächen, dem Longierzirkel und der kleinen Vortrabbahn. Die überdurchschnittliche Raumhöhe von knapp vier Metern im gesamten Gebäude lässt den Pferden genug Luft nach oben und verleiht diesem „Ort der Heilung“ eine schon fast sakrale Anmutung.
Die Arztwohnung ist der Straße abgewandt, nach Südwesten ausgerichtet und öffnet sich über raumhohe Fenster zur offenen Riedlandschaft. Der Fußboden und die Wandverkleidungen aus Weißtanne schaffen eine warme und bergende Raumatmosphäre. Glaselemente und Wandscheibe treten im Wohnbereich deutlich hinter die Dachkante zurück, wodurch eine geschützte Veranda entsteht. Eine ganz klare Grenze zwischen Außen und Innen zieht die dominante Boden- und Deckenplatte. Trotzdem oder gerade deswegen verströmt der äußerst sparsam möblierte und im Verhältnis zur Raumhöhe kleine Wohnbereich transitorische Qualitäten: Er holt die Natur ins Haus und verlängert umgekehrt das Wohnen ins Freie.

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