Visualization © Pichler & Traupmann ZT
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Drawing © Pichler & Traupmann ZT
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Photo © Pichler & Traupmann ZT
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Intercultural Living

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Location
Nordbahnhof, 1020 Vienna , Austria
Year
2010

maps   >> ein ort auf dieser welt

Leitidee: Interkulturalität als Diversität

„Die Vielfalt der Gesellschaften abzubilden ist spielentscheidend – the game change!“, sagt Carmen J. Smith, Managerin für Global Strategies for Diversity and Inclusion, am gerade in Wien zu Ende gegangenen World Diversity Leadership Summit Europe (WDLS-EU). Interkulturelles Wohnen und Diversität – keine Themen, die es abzuarbeiten gilt, um Probleme zu vermeiden, sondern, ganz im Gegenteil, dynamische, entscheidende und jugendliche Zukunftsstrategie.

Dies versucht maps auszudrücken, indem auf den jugendlichen, hyper¬aktuellen, globalen Trend der „Mapmania“ oder „Map-o-mania“ ange¬spielt wird. In Zeiten von Smartphones, Apps, Tags, Infolust, Sponta¬nität und GPS verdichten sich diese neuen – auch sozialen – Technologien zum Trend des Landkarten-basierten Suchens, Findens, Wissens und Ver-bindens. Ob global oder lokal spielt keine Rolle, Grenzen existieren nicht, ebenso wenig wie Unterscheidungen in In- und Ausländer, zum Beispiel.

Eine Vielfalt von Menschen bewegt sich zu einer Vielzahl von Orten, virtuell wie real, und einer ist hier: Wien, Am Tabor, An den Kohlen¬rutschen, Ernst-Melchior-Gasse, Krakauer Straße, Baufeld 12:



1. Städtebau und Architektur:

> Diversity and Inclusion – Vielfalt und Einbindung <

Als „ein Ort auf dieser Welt“ sitzt das Projekt an einer Schnittstelle eines sich neu entwickelnden Stadtteils, an der zwei Transformationsprozesse stattfinden: erstens der Übergang vom Freiraum der Parklandschaft (Rudolf-Bednar-Park mit Schule) zu einer städtischen Blockstruktur und zweitens der Übergang von einer orthogonalen hin zu einer diagonalen Struktur (zukünftige Bruno-Marek-Allee).

Aufgrund dieser Prozesse beginnt sich das Projekt auf dem vorge¬fun¬denen Baufeld frei zu bewegen, ohne jedoch die Markierung des Feldes aufzugeben. Die Bewegung bereitet jedoch den Schwenk zur Bruno-Marek-Allee vor und bietet eine Abfolge von unterschiedlichen Außen¬räumen: den zur Schule orientierten Platz, den nach Süden orien-tierten Wohnhof und den versunkenen Garten.

Diese Vielfalt an Außenraumtypologien existiert jedoch nicht separiert, sondern entwickelt sich kontinuierlich entlang einer modulierten Land¬schaftsfläche, die das gesamte Projekt durchfließt.

Einer Landkarte (map) gleich wird auf dieser Fläche eine enorme Viel¬falt an öffentlichen, halböffentlichen und privaten Funktionen in unter¬schiedlichsten baulichen und räumlichen Strukturen angeboten:

-    Ein Platz mit diagonalem Durchgang durch das Grundstück als Ab¬kür¬z¬ung zur Bruno-Marek-Allee;

-    ein Veranstaltungsort (Workshop und temporäres Cafe „CULT“)als Gassenlokal;

-    zwei Eingangshallen als Kommunikationszonen;

-    kristalline Pavillons als weitere Eingänge;

-    fünf Fahrrad- und Kinderwagenabstellräume in Nähe der Eingänge;

-    eine mittels Sitzstufen, Buchten und Sitzkanten modulierte Rampe, die zu einem Hochgarten führt;

-    eine leicht geneigte Hoffläche, ebenfalls gegliedert durch Plateaus, Buchten, Sitzstufen und eine barrierefreie Rampe, mit zwei Kinderspielplätzen;

-    ein Cluster aus Kinderspielraum, Waschraum, Internationalem Frauentreff, Mädchenspielecke und Jugendspielraum;

-    ein versunkener Garten als Kinder- und Jugendspielplatz, umgrenzt von einer Boulderwand.

-    Gedeckte Aufenthaltsbereiche im Freien

-    Partizipative Vorgartenelemente



Das Mäandrieren des Baukörpers ermöglicht die Ost-West-Orientierung fast aller Wohnungen. Die Ost- und Westfassaden sind konsequenter¬weise durch komplexe Loggia- und Balkonstrukturen gegliedert, die ihrer¬seits durch mäanderförmige Linienführung gekennzeichnet sind.

In noch kleinerem Maßstab wiederholt sich dieses Motiv des Mäanders in der Verwendung von halbtransparenten, gelochten Trapezblechbrüstungen und –sonnenschutzschürzen. So entsteht eine nahezu fraktale Struktur, die in der Lage ist, große Vielfalt in vielen Maßstäben einzubinden. Die Nord- und Südfassaden hingegen sind als ruhige Straßen- bzw. Platzfassaden mit großformatigen, silbergrauen Faserbetonplatten bekleidet.

Vielfalt auch im Erschließungssystem: Es gibt die große Stiegen¬haus¬halle, es gibt punktförmige Stiegenhäuser sowie ein Mittelgangsystem. Alle Erschließungen sind natürlich belichtet und belüftet.

2. Soziale Nachhaltigkeit:

> Flexibilität und Dynamik <

Alle Funktionen der Erdgeschoßzone dienen der sozialen Interaktion und Nachhaltigkeit.

Von der Kleinstwohnung für Singles oder Pärchen bis hin zur Gro߬wohnung für die Großfamilie reicht das ebenso vielfältige Wohnungsangebot. Die meisten Wohnungen sind west-ost-orientiert und die Morgen- bzw. Abendsonne kann tief in sie eindringen. Größere Wohnungen sind durchgesteckt, kleinere entweder nach Westen oder, wo dies nicht möglich ist, ist deren Loggia-Verglasung aus der Baukörperflucht nach Süden oder Süd-Westen gedreht. Aus Gründen der Leistbarkeit werden in der Mehrzahl kleinere Wohnungen angeboten.

Folgende Typen können hervorgehoben werden:

>> Die durchgesteckte Wohnung mit höchster Flexibilität und Zuschalt¬barkeit.

Zunächst als 3-Zimmer-Wohnung konzipiert, wobei eine Ess-, Koch- und Wohnzone sich als Zentralraum der Familie ebenfalls von der Ost- bis zur Westfassade erstreckt. Durch Abteilen und Komprimierung dieser Zone kann leicht ein weiters Zimmer gewonnen werden und eine 4-Zimmer-Wohnung entsteht. Nun kann die nebenliegende 2-Zimmer-Kleinst¬woh¬nung, bewusst mit kurzfristigen Mietverträgen angeboten, im Bedarfsfall zugeschaltet werden, sodass eine 6-Zimmer-Wohnung mit eigenem Bereich für z.B. unterschiedliche Generationen entsteht. Alternativ kann die Zuschaltung auch bei der gegenüberliegenden 3-Zimmer-Wohnung erfolgen, sodass eine 5-Zimmer-Wohnung erreicht werden kann.

>> Die durchgesteckten Maisonetten mit besonderer räumlicher Dyna¬mik und Eleganz, dennoch in gewissem Maß flexibel.

Diese Wohnungen sind nicht nur vertikal übereinander, sondern auch horizontal gegeneinander verschachtelt, sodass eine diagonale Bezieh¬ung und exakte Ost-West-Ausrichtung mit hochinteressanten Terrassen¬flächen entsteht. Einer der beiden Maisonette-Typen lässt sich von einer 4-Zimmer- zu einer 5-Zimmer-Wohnung verändern und der zweite ver¬fügt, als 4-Zimmer-Wohnung, über ein separates Zimmer im unteren Geschoß.

3. Ökologie:

> Diversität und Kommunikation <

Das Konzept der partizipativen Vorgärten ermöglicht allen Bewohnern, ihr eigenes, repräsentatives Fleckchen Erde zu gestalten. Das interkulturelle Zusammenspiel der einzelnen Vor-Garten-Flächen wird zum eigenständigen Freiraumelement, welches öffentliche und halböffentliche Räume innerhalb des Wohnkomplexes besetzt. Den Bewohnern wird eine map – ein grid aus gleichartigen Pflanzbeeten zur Verfügung gestellt. Durch eine jeweils unterschiedliche Lage und Höhe der Beete entsteht eine eigene, sich ständig wechselnde Karte. Kulturelle Besonderheiten der einzelnen Bewohner können in dem Konglomerat aus unterschiedlichen Nutzungen und individueller Gestaltung abgelesen werden. Das multikulturelle Zusammenleben wird für alle sichtbar. Das gemeinsame Gärtnern fördert dabei die Kommunikation und den Zusammenhalt innerhalb der Mietergemeinschaft. Die Bewohner bekommen dabei Unterstützung beim Planen ihres Gartentraums. Jeder bekommt die Möglichkeit von 4h Gartenberatung, welche von „Neues Leben“ zur Verfügung gestellt wird.

Gemeinschaftliche, größere Pflanzbeete sind multifunktional bespielbar und dienen als Treffpunkt, werden Orte der Begegnung oder sind einfach als Sitzmöbel zu benutzen. Ein Gemeinschaftsbrunnen fungiert als soziales  Zentrum.

Ein großes Augenmerk wird auf die Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche gelegt. Zentral und gut einsichtige Kleinkinderspielplätze und –spielräume, mit eigens ausgewiesener zusätzlicher Mädchenspielecke bieten umfassend Raum für eine kindliche Entfaltung. Boulderwände und –türme ermöglichen es den Kindern und Jugendlichen den Freiraum zu erobern. Eine großzügige Rasenfläche im versunkenen Garten bietet Platz für kreatives Herumtollen.

Auf den privaten Dachterrassen gibt es die Möglichkeit, seine eigenen Lebensmittel anzubauen. Obst, Gemüse und Kräuter, welche sich hier aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen vereinen, schaffen eine zusammengehörende Karte, die über das eigene Pflanzbeet hinausragt und auf engstem Raum die globalisierte und doch diversifizierte Gesellschaft widerspiegelt. Die Beete werden in Kleingruppen zusammengefasst, so dass sich innerhalb der Wohngemeinschaft kleine soziologische Einheiten bilden können. Beim Austausch über den richtigen Zeitpunkt des Säens und der entsprechenden Pflege wird Gemeinschaft gelebt. Auf der kollektiv nutzbaren Sonnenterrasse können dann die Früchte der Arbeit gemeinsam begutachtet und verkostet werden. 

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