Luisenstadt – Jenseits des Kanals
Architektur rund um die Köpenickerstr. Eine Fotoserie
Luisenstadt ist der alte Name des Viertels entlang der Köpenicker Straße zwischen Berlin-Mitte und Kreuzberg. Die Ausstellung „Luisenstadt – Jenseits des Kanals“ erkundet dieses Gebiet mit einer modernen Architektur-Fotoreportage. Der geographisch einordnende Name „Jenseits des Kanals“ stammt aus der Kaiserzeit und gliedert Luisenstadt verwaltungstechnisch in zwei Teile, einmal „Jenseits des Kanals“ und „diesseits des Kanals“. Die Gliederung bezog sich auf den Luisenstädtischen Kanal (heute Bethaniendamm). Die Luisenstadt steht exemplarisch für die Geschichte und Entwicklung Berlins, seiner Teilung und dessen Gegenwart. Das Gebiet ist und war – das ist ein wahres Berlin-Klischee – permanent im Umbruch, es war nie still um die Köpenicker Straße. Die Industrialisierung machte aus der ehemaligen Vorstadt ein innerstädtisches Gebiet, in dem Arbeiten und Wohnen untrennbar miteinander verwoben waren, diverse große Unternehmen und Fabriken siedelten sich dort an. Der Flugpionier Otto Lilienthal eröffnete im Jahr 1883 seine Dampfkessel- und Maschinenfabrik in der Köpenickerstr. 113, bis 1918 wurden hier die ersten Fluggeräte der Welt gebaut. Das Viertel hat aber zumindest eine dunkle Seite. Was heute kaum jemand weiß, richteten die Nazis 1937 im heutigen Behala-Speicher, Hausnummer 24a, das erste Lager für „Entartete Kunst“ ein. Der Luisenstädtische Kanal, 1852 eröffnet, verband die Spree mit dem Landwehrkanal und war damals schiffbar, heute ist davon nur noch das Engelbecken übrig. Der Kanal stand mehr als 100 Jahre für die Erneuerung und Urbanisierung Berlins, ab 1961 aber auch für die Teilung, weil über dem zugeschütteten Kanal Teile der Mauer standen. 28 Jahre war die Luisenstadt so wieder in „diesseits und jenseits des Kanals“ geteilt.
Das Gebiet um die Köpenicker Straße wurde zum Mauer-Randgebiet, große Brachen blieben unbebaut. Nach dem Mauerfall lag die Luisenstadt lange irgendwo dazwischen, nicht klar definiert, irgendwie diffus, weil nirgendwo richtig dazugehörig, nicht mehr richtig Mitte, noch nicht ganz Kreuzberg, mal wieder im Umbruch, mal wieder Ort der Veränderung. In den 90ern war die Köpenicker laut und dreckig, viele Berliner kamen nur hierhin, um sich bei Zapf Umzugskartons abzuholen. Um dieses Gebiet hin war irgendwie Ödnis, den ersten Impuls von der gegenüber liegenden Seite der Spree machte 2003 die „Bar 25“, die auf einer Brache der Berliner Stadtreinigungsbetriebe startete, 2004 folgte der legendäre Club Kiki Blofeld in einem ehemaligen Bootshaus der NVA. Diese Zeit der Zwischennutzung war spannend und kreativ, weder Stadt noch Investoren hatten die exzellente innerstädtische Lage bis dahin auf dem Plan, zumal gab es kaum Nachfrage nach schicken Wohnungen und teuren Büros. Erst ab 2009 wurden entlang der Spree hochpreisige Immobilien gebaut und und als „Mediaspree“ vermarktet. Die Stadt wiederum erklärte das Gebiet 2011 zum Sanierungsgebiet, um Veränderungen behutsamer begleiten zu können und Verdrängungen zu verhindern. Das geographisch recht überschaubare Gebiet um die Köpenicker Straße zeigt Berlin wie unter einem Brennglas – für uns Architekturfotografen ein ideales Betätigungsfeld, weil es Geschichtliches und Gegenwärtiges kondensiert. Die Mauerrandlage und die lange Nichtbeachtung haben über die Jahrzehnte eine Mischung unterschiedlicher Architektur und Stile hervorgebracht, eine Koexistenz von Gewerbe, Häuser der Jahrhundertwende, neoliberalen Luxusbauten, Genossenschaftshäusern, Wagenburgen und einer Zeltstadt.
Luisenstadt – Jenseits des Kanals will keine Aussage treffen, was in der Stadtentwicklung gut oder schlecht gelaufen ist, sie möchte die reiche Bandbreite der Berliner Architektur zeigen, die Absurditäten der Veränderung und die Luisenstadt als Beispiel für ein sich ständig veränderndes Berlin porträtieren.
Eröffnung: 10.05.23, 19 Uhr
Ausstellung vom 11.05.23 bis 25.05.23
Öffnungszeiten: 8.00 – 20.00 Uhr Mo-Fr

© Koy + Winkel Fotografie
- Wann
- 10. Mai 2023, 19:00 bis 25. Mai 2023, 20:00
- Wo
-
Denizen House at Eiswerk
Köpenicker Strasse 40 – 41
10179 Berlin, Deutschland - Organisator
- Koy + Winkel Fotografie
- Links
- www.koy-winkel.com
www.thisisdenizen.com
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