Erneuerung Kunstmuseum Thurgau

Warth (TG), Suisse
Vedute der Kartause mit dem Westportal um 1845
Image © Amt für Denkmalpflege Kanton Thurgau
Kartause Ittingen – Klosteranlage
Dessin © nik biedermann architekt
Nordwestecke der Klosteranlage mit Hauptportal und überformten Kunst-Klausen
Photo © nik biedermann architekt
Referenz Mönchsklause, Ausdruck einer bescheidenen Lebensform
Photo © nik biedermann architekt
Wiederaufbau der Nordklausen für das Kunstmuseum, Antoniol + Huber 1981-83
Photo © nik biedermann architekt
Einblick in den Nordhof mit den transformierten Kunst-Klausen
Visualisation © studio 12
Kunst-Klause von 1983
Photo © nik biedermann architekt
Kunst-Klause XIII als erhabener Ausstellungsraum mit einflussfreiem Blick in den Wald
Visualisation © studio 12
Wechselweise Belichtung der Klausen, seitlich oder zenital
Visualisation © studie 12
Das Foyer mit Ausblick als Ruhepol zwischen den Austellungsräumen in den Kellergewölben
Visualisation © studio 12
Prozess-Skizze Foyer / Lobby
Dessin © nik biedermann architekt
Längsschnitt durch Klausen
Dessin © nik biedermann architekt
Querschnitte
Dessin © nik biedermann architekt
Grundriss Erdgeschoss der Museen
Dessin © nik biedermann architekt
Grundriss Untergeschosse der Museen
Dessin © nik biedermann architekt
Architectes
nik biedermann architekten gmbh
Lieu
8532 Warth (TG), Suisse
Année
2022
Programm
Erweiterung Kunstmuseum im ehemaligen Kartäuserkloster Ittingen
Auslober
Kantonales Hochbauamt Thurgau
Gebäudekosten
ca. Fr. 10.0Mio.
Offener Projektwettbewerb
3. Rang / 3. Preis

Das über Jahrhunderte gewachsene und bis in die letzten Jahrzehnte stetig erweiterte und sich verändernde Raum- konglomerat der inneren Klosteranlage in der Kartause Ittingen – welche wesentlich zwei Museen beherbergt – soll mit seiner historisch wertvollen Bausubstanz und der daraus entstandenen einmaligen Vielfalt an atmosphä- rischer Raumwirkung für einen zeitgemässen, modernen Museumsbetrieb aufgewertet werden. Die archäologische Bausubstanz im verborgenen Untergrund ausserhalb des Gebauten soll bewahrt und nicht weiter zerstört werden. Deshalb wird vorgeschlagen, den Eingriffsperimeter auf den Fussabdruck der schon bestehenden Bauwerke zu beschränken.

Die äussere Gestalt der geschützten Originalsubstanz bleibt wesentlich unverändert. Dies gilt vor allem für das Portal am Westflügel, das schmuckvoll ausgeprägt nicht nur selbstverständlich den logischen Hauptzugang zu den heutigen Museen manifestiert, sondern gleichzeitig in dessen Verlängerung den historisch betrachtet bedeut- samen Zugang zur Klosterkirche ankündigt – dem kostba- ren Prunkstück der Klosteranlage. Als wegweisende Massnahme sollen die Klausen XIII und XIV mitsamt der Unterkellerung und ein Teil des Nord- kreuzgangs zurück- gebaut werden. Dadurch kann der räumliche Abschluss des Nordkreuzgangs und die Anbindung an den Nord- risalit stärker ausgeprägt werden. An der Chatakteristik der bescheiden geformten Raumzugängen – ausgehend von den Kreuzgängen als prägendes Wegsystem in der Klosteranlage – wird aber mit aller Konsequenz festge- halten. Die Portale werden weder ver- grössert noch ver- edelt. Es wird das ständige Bauen, Erneuern und Aus- schmücken mit Bedacht in kleinen Schritten verfolgt, als naheliegende Fortsetzung der jahrhundertealten Tradi- tion getreu dem kartäusischen Grundsatz Stat crux dum volvitur orbis.

Mit der Möglichkeit die Untergeschosse unter den Klausen neu zu ordnen, können die Ausstellungsräume stimmungsvoller miteinander verknüpft werden. Ein neues Foyer / eine Lobby bildet einen neuen Knotenpunkt an überraschender Stelle. Auf halber Höhe zwischen dem grossen und dem kleinen Ausstellungskeller führen alle Wege in diesem durch sein Tragwerk markant geprägten Raum zusammen – auch die der Nebenräume. Er ist weder Auftakt noch Ende eines Rundgangs. Mit dem grossen Fenster zum Nordhof ist die Orientierung mit dem Bezug nach aussen gegeben. Der Ausblick in einen Hofraum, der als künstlich geschaffene Landschaft gedacht und mit üppiger Vegetation bepflanzt ist, lädt ein zum kurzweiligen Verweilen und Innehalten. Die gezielt geschaffenen Raumübergänge können zusammen mit den bestehenden und neuen Ausstellungsgefässen zukünftig als aufregende Erschliessungskaskade wahrgenommen werden. Auf dem Weg öffnen sich überraschende, vielfältige Sichtbezüge.

Als Vorbild für die wiederholte Transformation der Klausen dient der Blick zurück auf die ursprünglichen Mönchszellen mit ihren eigenwilligen Silhouetten, dem spärlichen Öffnungsverhalten und den markant aufragenden Kamintürmen. Die empirisch entstandenen Klausen waren und sind Ausdruck einer bescheidenen Lebensform in diesen Gehäusen. In diesem Sinne soll die Wahrnehmung der Klausen als Gehäuse der kontemplativen Auseinandersetzung – mit Kunst – verdeutlicht werden. Zwei wesentliche Merkmale sollen fortan die Gestalt der Klausen zum Ausdruck bringen. Die einfache Giebeldachkonstruktion wird – im Rahmen der energetischen Ertüchtigung – im First zu einem angemessen breiten, belichtungsspezifisch begründeten Dach- hut überformt. Das zenital entstehende Oblicht kann als extrudierter Kaminaufsatz – in anderer Funktion – über die gesamte Firstlänge verstanden werden. Dabei ist das Aufbäumen des Daches wiederum das Abbild einer Aufgabe, welche die Belichtung der Klause für einen erhabenen Ausstellungsraum zum Ziel hat. Die bestehenden Fensteröffnungen werden soweit reduziert, dass ein hochliegendes Fenster im Norden einzig den Ausblick an den bewaldeten Klosterhügel freigibt. Von aussen ist das ein starkes Zeichen eines in sich gekehrten Raumes, von innen entsteht ein stimmungsvoller Bildausschnitt als einflussfreie Verbindung zur Aussenwelt. Diese Massnahmen sollen den Nordklausen wieder eine zeitgemässe ikonografische Erscheinung verleihen und eine starke Verbundenheit mit der Nutzung erkennen lassen – ähnlich der Klausen der Kartäuser.

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